Gedanken zum Umbau einer Quartierdurchfahrt

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Gedanken zum Umbau einer Quartierdurchfahrt

ein kooperativer Prozess
(Betriebs- und Gestaltungskonzept)

 

 

 

IGAWB
Interessengemeinschaft „Am Wasser – Breitensteinstrasse“
Am Wasser 116 g
8049 Zürich
   

 

Situation

Im weiteren Umfeld der Quartierdurchfahrt „Am Wasser – Breitensteinstrasse“ wohnen knapp 7‘000 Personen. 1

950 davon sind Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre und weitere rund 1‘100 Personen sind über 65 Jahre alt. Zusammen stellen diese beiden Bevölkerungsgruppen somit rund 30% der Gesamtbevölkerung. Es sind diese beiden Gruppen, die im Verkehr am meisten gefährdet sind. Genau ihnen sollten die diskutierten Sicherheitsmassnahmen im Strassenraum zu gute kommen.

Entlang der Ortsdurchfahrt „Am Wasser – Breitensteinstrasse“ selber wohnen rund 2‘000 Personen.

Das „Schulhaus am Wasser” liegt im „Herzen” der Ortsdurchfahrt und fast alle Zugänge führen an diesen zentralen Ort oder daran vorbei (insbesondere die Schulwege zu Fuss oder mit dem Velo).
In den erwähnten Zählzonen befinden sich auch rund 480 Betriebe mit cirka 2‘200 Arbeitsplätzen.

Der Alltag findet entlang dieser Verkehrsachse statt. Für die Freizeit und Erholung werden die Wege zur und entlang der Limmat v.a. in den Sommermonaten sehr stark genutzt.

Die Achse unterteilt sich in einen äusseren Zentrumsbereich, die Schulzone, einen Mittelabschnitt (wenig Randnutzungen) sowie einen städtischen Abschnitt zum Wipkingerplatz. Mit der Randnutzung entlang der Strasse kann der ganze Abschnitt als Mischgebiet bezeichnet werden (Gewerbe, Vorplätze, Parkierung etc.).

1 Quartierspiegel 2015; Zählzonen „im Sydefädeli, Grossmann- und Bauherrenstrasse”


Dominanz im Strassenquerschnitt

Der automobile Durchgangsverkehr dominiert im Strassenraum (fliessend und ruhend). Im Strassenraum hat der motorisierte Verkehr zu viel Platz, daraus entstehen hohe Fahrgeschwindigkeiten mit einem stetigen Verkehrsfluss.
An Werktagen zählt man in den Spitzenzeiten bis zu 600 Fahrzeuge pro Stunde und Richtung. Mit rund 12-13‘000 Fahrzeugen an Werktagen ist eine Sättigung eingetreten.
V.a. führen die stehenden Verkehrskolonnen dazu, dass diejenigen, die zu Fuss unterwegs sind, aber speziell die Velofahrenden, an den Strassenrand gedrängt werden. Es fehlen Sicherheitsräume, sichere Querungen resp. teilweise durchgehende Trottoirs entlang der Strassen.
Oft fahren Velofahrende auf den schon beengten Trottoirs und gefährden die Fussgängerinnen und v.a. die Kinder auf dem Schulweg.
Da auf dieser Achse keine Fahrzeuge des öffentlichen Verkehrs unterwegs sind, ist den Querungen für Fussgängerinnen und Velofahrende vermehrt Beachtung zu schenken (v.a. Breiten, Sicht und Linienführung).

Mögliche Handlungsansätze

Hauptstrassen sind speziell konfliktträchtig, da verschiedene Funktionen gleichzeitig erfüllt werden müssen wie: erschliessen, sammeln und durchleiten.
Die unterschiedlichen Interessen aller Verkehrsteilnehmenden können in ein Gleichgewicht gebracht werden, wenn rein fahrtechnische Ansprüche mit am Ort vorhandenen Bedürfnissen (Nutzungen) in Einklang gebracht werden.
Die Mobilitätsbedürfnisse müssen aber innerhalb der Grenzen des öffentlichen Raumes realisierbar sein.

Auf dieser Achse soll das Geschwindigkeitsniveau 30 km/h betragen. Der Nachweis ist umzukehren: Höhere Geschwindigkeiten sind zu begründen. Dabei soll die heutige Trennwirkung vermindert und die Aufenthaltsqualität für die Anwohnerinnen und Anwohner sowie für den Fuss- und Veloverkehr verbessert werden.
Im Vordergrund steht ein sogenanntes Betriebs- und Gestaltungskonzept. Der Verkehrsfluss ist daher auf die tatsächlichen Begegnungsfälle abzustimmen und auf einem tiefen Geschwindigkeitsniveau durchzuleiten.
Die Orientierung der Massnahmendiskussion auf der Quartierdurchfahrt soll der Strategie des Stadtrates Zürich „Umsetzung Stadträume”, Gestaltungsstandard: Strassen, Verkehrsknoten, Parkierung folgen (2010).
Für den leichten Zweiradverkehr (Velo) sollen die erarbeiteten Grundlagen des Kantons Zürich, Sicherheitsdirektion (2012) herbeigezogen werden.

Initianten

Im Umfeld der Strasse haben sich rund 150 Anwohnerinnen und Anwohner zu einer Interessensgemeinschaft zusammengefunden. Die IG „Am Wasser – Breitenstein-strasse” (IGAWB) besteht seit 2010. Da ein grosser Teil der Mitglieder Familien mit Kindern sind, also einer speziell gefährdeten Personengruppe, versteht sich die Gruppe als Sprachforum des Quartiers.
Die IGAWB setzt sich v.a. gegen eine weitere Verkehrszunahme, für mehr Sicherheit - speziell für den Schulweg – für die Fussgängerinnen und die Velofahrenden ein.
Die Mitglieder der IGAWB versprechen sich durch die Gestaltung der Quartierdurchfahrt weniger Gefahren, Lärm und Abgase sowie eine qualitativ höhere Siedlungsqualität.
In Rahmen der Diskussion zu Einzelmassnahmen wurden sie durch den Verkehrsberater des VCS Zürich, Herrn Peter Schneider, dipl. Arch. SWB, Stadtplaner FSU unterstützt. Er hat Erfahrungen mit solchen Prozessen aus rund 30 Gemeinden im Kanton Zürich.

Empfehlungen an die Stadt Zürich

Auf den folgenden Seiten sind Massnahmenblätter von Mitgliedern der IGAWB erstellt worden, sie zeigen die Konfliktpunkte aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer.
Die IGAWB geht davon aus, dass damit ein kooperativer Prozess mit dem Tiefbauamt der Stadt Zürich ausgelöst wird.
Es wird erwartet, dass ein Betriebs- und Gestaltungskonzept auf der Grundlage von Tempo 30 und im erwähnten Sinne erstellt und bei gegebener Zeit mit den Anwohnerinnen und Anwohnern diskutiert wird.
Die Umsetzung des im regionalen Richtplan enthaltenen Radweges ist ein grosses Anliegen.
Neben den verkehrstechnischen Anordnungen sind der IGAWB die Gestaltungs-anliegen im öffentlichen Raum sehr wichtig. Zusammen mit Grün Stadt Zürich soll ein Konzept für Baumpflanzungen unter Einbezug der Vorgärten erarbeitet werden.
Die IGAWB bittet den Stadtrat von Zürich, die gemachten Festlegungen zur „Strategie für die Gestaltung der öffentlichen Räume in Zürich” auf dieser Quartierachse anzuwenden. In seiner Gesamtwirkung soll der Strassenraum wesentlich besser und verkehrslenkend gestaltet werden.
Die IGAWB erwartet, dass die Planungsgremien baldmöglichst die Arbeit für dieses Betriebs- und Gestaltungskonzept aufnehmen werden.

 

Bereich Europabrücke

Situation:

Früher gabs mal einen zusätzlichen Fussgängerstreifen.
Die Lichtsignalsteuerung ist unbefriedigend, da die Grünphasen Richtung Am Wasser und Richtung Winzerstrasse gekoppelt bzw. gleichzeitig rot/grün sind.

 

Verbesserungen / Massnahmen:

  • Zusätzlich Lichtsignalanlage Europabrücke trennen wie auf unserer Webseite hier beschrieben
  • Tempo 30 ab Europabrücke, Torwirkung
  • Neuer bzw. alter Fussgängerstreifen wiederherstellen.
  • Veloweg aufgemalt (rot)

 

Bereich Coop-Tankstelle

Situation:

Die Coop-Tankstelle stellt ein Sicherheitsrisiko dar. Das zur Zeit bestehende Halteverbot wird kaum beachtet, das Trottoir ist häufig durch parkierte Autos versperrt. Zudem ist es für ausfahrende Autos von der Coop-Tankstelle her nicht möglich, den Strassenverkehr zu sehen, da die Sicht durch auf dem Trottoir parkierte Autos versperrt ist.

 

Verbesserungen / Massnahmen:

  • Kernfahrbahn, keine Mittelmarkierung
  • Das Trottoir soll durchgehend 2m Breite betragen.
  • Bei der Tankstelle sollen mehrere Pfosten gesetzt werden.
  • Links und rechts der Tankstelle soll durch schräge Parkplätze mehr Platz für Anwohner und Tankstellen-Shop-Besucher entstehen.
  • Pilotprojekt: Insel statt Schwelle: der Fussgängerübergang soll mit Insel bestehen bleiben.
  • Veloweg aufgemalt

Quartieraufwertung:

Am Wasser 135 könnte ein Restaurant entstehen mit Gartensitzplätzen mit Sicht auf die Limmat (Anstelle der Parkplätze).