01.12.2009 - NZZ

Wohnen mit Blick auf den Stau

Wegen der vielen Baustellen herrscht in Wipkingen und Höngg massiver Mehrverkehr

Heute Abend wollen sich Betroffene aus den Quartieren Höngg und Wipkingen mit Vertretern der Stadtverwaltung treffen, um die Zunahme der Verkehrsprobleme zu diskutieren.

nzz cn. ⋅ Der tägliche Stau auf dem Nordring und vor dem Schöneichtunnel gehört mittlerweile zu den Klassikern in den Verkehrsmeldungen. Dagegen hat es das tägliche Verkehrschaos in den Stadtzürcher Quartieren Höngg und Wipkingen zu wegebracht.

Stadtrat redet Problem schön

Zum Ärger vieler Quartierbewohner wurde das Problem von offizieller Seite lange schöngeredet. So wollte der Zürcher Stadtrat noch Ende September keine Verkehrsprobleme jenseits der grossen Hauptachsen bemerkt haben.

In einer Antwort auf eine dringliche Anfrage der FDP-Gemeinderäte Claudia Simon und Michael Baumer, die sich im Stadtparlament nach den Auswirkungen der Hardbrücken-Sanierung erkundigt hatten, steht lapidar: «In den Quartieren konnte bisher kein Mehrverkehr festgestellt werden.» Anders als die für die Beantwortung der Anfrage zuständigen Verwaltungsangestellten hinter ihren Schreibtischen mussten die Bewohner der betroffenen Quartiere allerdings sehr wohl eine Zunahme des täglichen Verkehrs zur Kenntnis nehmen. Besonders betroffen sind der Meierhofplatz in Höngg und die Breitensteinstrasse, die ab der Quartiergrenze zu Wipkingen Am Wasser heisst.

Auf der vielbefahrenen Strasse, die dem Unterland als Einfallachse dient, hat der Verkehr seit einigen Monaten deutlich zugenommen. Auf demselben Trassee drängen sich seither Automobilisten, Velofahrer und Fussgänger. Zurückzuführen ist dies auf die Sanierung der Hardbrücke und auf weitere Baustellen. So umfahren nicht wenige Autofahrer die Baustelle an der Pfingstweidstrasse über die Strecke Europabrücke und Am Wasser. Erschwert wird die Situation zusätzlich durch verschiedene Sanierungsprojekte des Tiefbauamts in Höngg. Die Arbeiten haben zur Folge, dass noch mehr Autolenker auf die zwischen Hönggerberg und Limmat gelegene Strasse ausweichen.

Lastwagenverbot prüfen

Auf Initiative einiger Quartierbewohner hat sich nun eine Gruppe gebildet, die sich im nächsten Jahr zu einer Interessengemeinschaft formieren will. Heute Dienstag findet eine erste Informationsveranstaltung statt, zu der auch Vertreter der Stadt geladen sind. Wie Mitorganisatorin Verena Tobler ausführte, fordert die Gruppe flankierende Massnahmen auf der Strecke Europabrücke–Wipkingerplatz. Die Rede ist von Tempo 30, einem generellen Transitverbot für Lastwagen und vermehrten Kontrollen. Gleichzeitig wollen die Quartierbewohner erreichen, dass sie bei der geplanten Umgestaltung der Strasse Am Wasser mitreden können. Während die Stadt eine «Aufwertung» verspricht, befürchten die Bewohner nämlich eine blosse Verbreiterung.